Wie üblich wird der/die Verstorbene in den Himmel gelobt, aber keiner/keine erzählt von der Hölle mit ihm/ihr hier auf Erden. Jetzt haben wir also die allerletzte Gelegenheit, all die Geheimnisse ans Licht zu bringen. Nehmen wir z. B. den Hund. Besser hätte es ihm gar nicht ergehen können: Tag für Tag von antiken Möbeln und barocken Sofas umgeben, machte er sich überall breit, so dass Gäste nur die allerletzte Ecke eines Sessels belegen durften.
Nun ja, das Frauchen hatte es nicht gestört.
Dass der arme Arzt auf seiner wöchentlichen Visite sich wegen des kleinen Terriers in die Hose machte, war nur eine lustige Anekdote. Und wie viele schwere Weinkisten der Weinhändler in den fünften Stock schleppen musste, ohne jemals eine Flasche zu verkaufen, war bloß eine weitere Anekdote.
Als dann die betagte Dame verschieden war, fühlten sich Nachbarn, Bekannte, verschiedene Briefträger und Hausangestellte sichtlich erleichtert. Der Horror hat sein Ende gefunden, und alle Übriggebliebenen können endlich ruhig schlafen.
Ruhe in Frieden!
von Ewa Blauth